Dorothea Buck wird hundert Jahre alt!
Eine Vorkämpferin für Selbstbestimmung und Würde behinderter Menschen wird am 5. April hundert Jahre alt: Dorothea Buck. Als junge Erwachsene erlebte sie mehrere psychotische Schübe und wurde 1936 in den v. Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel zwangssterilisiert. Deshalb engagierte sie sich bereits frühzeitig für das Gedenken an die Opfer der NS-„Euthanasie“, als die Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen in der deutschen Nachkriegsgesellschaft noch ganz am Anfang stand und immensen Widerstand erfuhr. Konsequenterweise wurde Buck dann Gründungsmitglied des „Bundes der Euthanasie-Geschädigten und Zwangssterilisierten“ und des Bundesverbandes Psychiatrie-Erfahrener e.V. (BPE). Eines ihrer Lebensthemen ist der Kampf gegen die sogenannte „sprachlose Psychiatrie“, in der Patient*innen nur verwaltet, nicht aber angehört wurden und der Einsatz für mehr Respekt und für Kommunikation auf Augenhöhe - insbesondere im Krankenhaus. „Eine Psychiatrie ohne Zwang oder Gewalt ist immer noch nicht gewährleistet und aktuell gerade auch wieder unter dem Stichwort ´Zwangsmaßnahmen in stationären Einrichtungen` in der Diskussion“, betont Eva Buchholz, Referentin für Gesundheitspolitik bei der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL). „Deswegen befürworten wir in der nächsten Legislaturperiode des Bundestages auch die Einrichtung einer Enquête, die sich mit dem Umbau von Institutionen im Sinne der UN-BRK, insbesondere im medizinischen, psychiatrischen und psychosozialen Behandlungs- und Betreuungsbereich beschäftigen soll.“
Zu Ehren von Dorothea Buck wird am 6. April 2017 an der Universität Hamburg ein Symposium veranstaltet, dessen Titel sich an ihre Autobiographie anlehnt: „Auf der Spur des Morgensterns. Menschenwürde und Menschenrechte in der Psychiatrie“. Programm und weitere Informationen:
http://www.irremenschlich.de/termine/event/579-auf-der-spur-des-morgensterns Auf der Webseite des BPE e.V. finden sich umfangreiche Informationen zu Dorothea Buck (Biographisches, Veröffentlichungen von und über sie, Stellungnahmen, etc.): http://www.bpe-online.de/buck
Auch einen Kino-Dokumentarfilm von Alexandra Pohlmeier gibt es über Dorothea Buck: „Himmel und mehr – Dorothea Buck auf der Spur“: http://www.himmelundmehr.de
Bereits am 22. Februar 2017 wurde Dorothea Buck von der Gesundheitssenatorin der Stadt Hamburg für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und erhielt die „Medaille für Treue Arbeit im Dienste des Volkes“ in Silber. Zum hundertsten Geburtstag gratuliert auch die ISL der Vorkämpferin für Menschenrechte in der Psychiatrie!
Foto ©: BGV/Ahrendt (Pressefoto der Stadt Hamburg). Dorothea Buck (links) erhält die „Medaille für Treue Arbeit im Dienste des Volkes“ aus den Händen von Cornelia Prüfer-Storcks (rechts), der Hamburger Gesundheitssenatorin.