Protestaktion zur Diskriminierung beim Bahnfahren am Brandenburger Tor am 5. Mai
Berlin, 27. April 2022. Anlässlich des "Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen", der sich in diesem Jahr zum 30. Mal jährt, lädt die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) zu einer Protestaktion unter dem Motto "Diskriminierung beim Bahnfahren – Alltag für Menschen mit Behinderung!“ ein, die am 5. Mai 2022 von 10.30 Uhr bis ca. 12.30 Uhr am Brandenburger Tor, Platz des 18. März, in Berlin durchgeführt wird. Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, stehen bei der öffentlichkeitswirksamen Aktion vor einem Fernverkehrszug und stellen in kleinen Rollenspielen dar, welche Barrieren und Diskriminierungserfahrungen ihnen bei Bahnfahrten begegnen – Defekter Hublift, Universal-WC außer Betrieb, Verweigerung der Mitnahme etc.. Zudem wird es Redebeiträge von betroffenen Menschen geben, die ihre - teils diskriminierenden - Erfahrungen mit der Bahn schildern.
Beispiele für Plakate, die zur Aktion, die im Rahmen des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung behinderter Menschen stattfindet, mitgebracht werden können, nennt die ISL auch mit dem Vorschlag für folgende Slogans:
Jederzeit mit Bahn für alle
Gleichberechtigt reisen
Schluss mit Stufen
Spontan Reisen
Ein- und Austeigen ohne Abhängigkeit
Die Deutsche Bahn fährt mit Hochgeschwindigkeit der Inklusion davon
Hintergrundinfos der ISL:
Menschen mit Behinderungen dürfen in Deutschland nicht zu allen Zeiten, an denen Züge verkehren, mit der Bahn fahren. Alle Fernverkehrszüge haben Stufen. Vor allen Dingen Menschen im Rollstuhl dürfen nur zu Dienstzeiten des Bahnsteigpersonals und mit vorheriger Anmeldung mitfahren.
Mit dieser Protestaktion wollen Menschen mit Behinderungen darauf aufmerksam machen, dass sie nur durch fremde Hilfe in einen Fernverkehrszug gelangen. Diese Hilfeleistung setzt stets eine rechtzeitige Anmeldung vor JEDER Fahrt mit der Bahn im Fernverkehr sowie einen verfügbaren Platz voraus und geht mit der notwendigen Bedienung eines Hubliftes einher. Eine Bahnfahrt wird oft abgelehnt, da nur zu bestimmten Zeiten Personal an Bahnhöfen vorhanden ist.
Aufgrund dieser Menschenrechtsverstöße klagt die ISL gegen das Bundesverkehrsministerium. Außerdem läuft derzeit ein offizielles Schlichtungsverfahren gegen neue ICE-Züge der Bahn, die wieder nur mit fremder Hilfe nutzbar sind. Weitere Probleme, die das Reisen nicht möglich machen, sind: defekte Bordtoiletten, kaputte oder nicht vorhandene Aufzüge an Bahnhöfen, zu wenig barrierefreie Plätze im Zug.
Zentrale Forderungen der ISL:
Das Bundesverkehrsministerium muss auf die Deutsche Bahn AG einwirken, um zu allen Zeiten das Zugfahren für alle Menschen zu ermöglichen
Neue Züge dürfen keine Stufen mehr haben
Spontanes Reisen muss möglich sein
Bei der Aktion sind u.a. mit dabei:
Dr. Sigrid Arnade (Sprecherin der LIGA Selbstvertretung)
Kathrin Denecke (Aktivistin und Bahnfahrerin)
Cécile Lecomte (Umweltaktivistin)
Jan Krech (Deutscher Bahnkundenverband)
Kay Macquarrie (ISL-Sprecher für barrierefreien Tourismus)
Die Aktion ist polizeilich angemeldet. Es gelten die aktuellen Hygienebestimmungen des Landes Berlin. Dolmetschung in deutscher Gebärdensprache (DGS) und Mikrofonanlage sind vor Ort vorhanden.