Neue Chance mit Persönlichem Budget für Alfonso Roman
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- Erstellt: Freitag, 03. März 2006 14:02
Daher danke ich allen, die dabei mitgeholfen haben, mir eine neue Perspektive zu geben, den Leistungsträgern, der Werkstatt und natürlich auch Mensch zuerst, die mich jetzt beschäftigen", sagte Alfonso Roman gegenüber den kobinet-nachrichten. Angeregt durch die Peer Counseling Weiterbildung des Bildungs- und Forschungsinstituts zum selbstbestimmten Leben behinderter Menschen (bifos) und das dortige Zusammentreffen mit Stefan Göthling von Mensch zuerst hat sich Alfonso Roman Anfang 2005 entschieden, neue Wege zu gehen. Der Düsseldorfer hat sich dabei zum Ziel gesetzt, einen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden.
Als sich bei Mensch zuerst im Juli 2005 die Chance bot, absolvierte Alfonso Roman ein erstes Schnupperpraktikum bei der Selbstvertretungsorganisation von Menschen mit Lernschwierigkeiten. "Als ich vor kurzem eine Stellenanzeige des Netzwerks in den kobinet-nachrichten gefunden habe, dachte ich sofort: ‚Das ist die Stelle, die auf mich zugeschnitten ist'. Ich konnte es kaum wahrhaben. Deshalb versuche ich, diesen neuen, erst einmal schwereren Weg, zu gehen", hatte Alfonso Roman im Juli 2005 den kobinet-nachrichten zum Start des Praktikums berichtet. Seit 17 Jahren war das zweitägige Schnupperpraktikum die erste Chance für Alfonso Roman die Luft des allgemeinen Arbeitsmarktes zu schnuppern.
Dies zu organisieren war nicht leicht. Es musste geregelt werden, dass die Assistenz aus Düsseldorf mit nach Kassel kommen kann und finanziert wird, eine barrierefreie Übernachtungsmöglichkeit musste gefunden werden und die Kosten für die Fahrt und Unterkunft mussten vor allem bei der späteren dreimonatigen Probebeschäftigung abgedeckt werden. "Das war eine richtig schwere Zeit für mich. Vieles war unklar und ich musste mich ja auch an der Arbeitsstelle bewähren. Das Glück war, dass die Leute von Mensch zuerst dafür Verständnis hatten und mir Uwe Frevert vom Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (fab) in Kassel als Berater stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist", so Alfonso Roman.
Heute, gut sechs Monate nach dem ersten Schnupperpraktikum, hat Alfonso Roman fast alle Hürden genommen. Denn seit 1. Januar 2006 bekommt er im Rahmen eines trägerübergreifenden Persönlichen Budgets die Unterstützung, die er braucht, um seiner neuen Tätigkeit nachgehen zu können. Mittels einer Zielvereinbarung (siehe Anhang) mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und dem Sozialamt der Stadt Düsseldorf konnte die Kostenübernahme für die nötige Arbeitsassistenz, die Unterkunft in Kassel und die Fahrtkosten geregelt werden.
Mit der Werkstatt für behinderte Menschen wurde vereinbart, dass Alfonso Roman nun nur noch zwei Tage pro Woche in der Werkstatt und drei Tage pro Woche bei Mensch zuerst arbeiten wird und Mensch zuerst zahlt die noch offenen Restkosten für die Arbeitsassistenz. "Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn ich die ganzen fünf Tage pro Woche bei Mensch zuerst arbeiten könnte. Doch dann wären die bisher in der Werkstatt geleisteten Sozialabgaben für die Krankenversicherung und Rente nicht gedeckt gewesen. Aber die jetzige Lösung ist auf jeden Fall ein Fortschritt, der mir ganz neue Türen öffnet", so Alfonso Roman. Trotzdem setzt sich der politisch sehr interessierte Düsseldorfer dafür ein, dass behinderten Menschen, die herkömmlich in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten, zukünftig ein Budget für Arbeit bekommen. Durch ein solches Budget könnten dann auch die Sozialabgaben gedeckt werden. "Dann ginge das auch ohne Werkstatt - und so muss es eigentlich auch sein". Nun kann sich Alfonso Roman also endlich voll und ganz auf seine Tätigkeit bei Mensch zuerst konzentrieren. Dort setzt er sich jetzt mit Unterstützung seines Assistenten Thomas Woitzik dafür ein, dass die Möglichkeiten und Rechte behinderter Menschen im Bereich Arbeit und Wohnen gestärkt werden. "Besonders liegt mir aber am Herzen, dass auch andere behinderte Menschen die Chance bekommen, Persönliche Budgets nutzen zu können. Denn das ist eine gute Sache und kann dabei helfen, dass wir bessere Chancen für eine Arbeit außerhalb von Werkstätten bekommen. Gelernt habe ich auf jeden Fall im nicht einfach letzten halben Jahr, dass es sich lohnt, zu träumen und für eine Sache zu kämpfen", so Alfonso Roman.