ISL befürchtet zunehmenden Selektionsdruck durch PID – Entscheidung
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- Erstellt: Donnerstag, 07. Juli 2011 15:57

Mit der PID werde den bereits erfolgreich eingesetzten Selektionsmethoden eine weitere zur Seite gestellt, so Maskos. Behindertes Leben werde nicht mehr selbstverständlicher Teil der menschlichen Vielfalt, sondern ein zu vermeidendes Risiko und selbstverschuldeter `Unfall´gesehen. Allein die Tatsache, dass Diagnosemöglichkeiten wie PID und PND verbreitet eingesetzt werden, bewirke eine neue Kultur im Umgang mit Behinderung und Krankheit: Behinderte Menschen und deren Eltern müssen sich zunehmend rechtfertigen. Der Druck auf sie ist in den vergangenen Jahrzehnten bereits gestiegen und wird weiter zunehmen.
„Gerade Mütter von Kindern mit Behinderung werden jetzt schon öfter nach der Vermeidbarkeit ihres Kindes gefragt und ihr Kind wird als ökonomischer Schaden gesehen“, betont Maskos. Abgesehen von der Zuschreibung der Verantwortlichkeit von Frauen für eine „risikolose“ Schwangerschaft seien die PID und die künstliche Befruchtung sowohl für die Mutter als auch für das Kind riskante Methoden, die weitere Behinderungen und Krankheiten nach sich ziehen können. „Die von den PID-BefürworterInnen hochgehaltene ´Frauenfreundlichkeit´ der PID können wir daher nicht bestätigen“, erklärt Maskos.
Statt der gesellschaftlichen Einteilung von Leben in lebenswert und lebensunwert fordert die ISL eine breite Akzeptanz und Unterstützung von allen Menschen mit Behinderungen: „Wir Menschen mit Behinderungen sehen durch die PID ein weiteres Mal unser Lebensrecht in Frage gestellt“ so Maskos. „Wir wollen ein Ende der permanenten Urteile über unsere Lebensqualität durch nichtbehinderte vermeintliche ExpertInnen. Wir wollen eine Gesellschaft, in der gemeinschaftliche und solidarische Lösungen für den Umgang mit Behinderung, Krankheit, Alter und Assistenz und Pflege gefunden werden, statt die davon Betroffenen erneut auszusortieren“.
Die ISL hat sich schon im Jahr 2002 für ein Verbot der PID ausgesprochen. Seinerzeit wurde die Broschüre „PID – da machen wir nicht mit!“ veröffentlicht. Aus aktuellem Anlass hat die ISL diese vergriffene Broschüre in ihrer elektronischen Bibliothek wieder zugänglich gemacht.
http://www.isl-ev.de/de/e-bibliothek/Alltagssprache/ISL-Brosch%C3%BCren/PID---da-machen-wir-nicht-mit-(2002)/