Tagung zum Recht auf Arbeit fand in Kassel statt
Kassel: 250 ExpertInnen aus der ganzen Welt diskutierten über Möglichkeiten und Schwierigkeiten den Inklusionsprozess in der Arbeitswelt umzusetzen. Dabei ging es auch um die Rolle der Werkstätten für behinderte Menschen, sowie die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention weltweit. Darüber berichtet der Inklusionsbotschafter Uwe Wypior, der an der Tagung "the right to work" - das Recht auf Arbeit vom 8.-10. März an der Universität Kassel teilnahm.
Interessanterweise gab es von Siobhan Barron aus der Republik Irland in ihrem Referat u.a. die Information, dass Irland als EU-Mitgliedstaat die UN-Behindertenrechtskonvention noch nicht ratifiziert habe, dagegen das EU-Parlament schon. Verena Bentele übte in ihrem Referat mit dem Titel "Arbeit als Schlüssel für Teilhabe und Beteiligung" deutliche Kritik. So habe die UN-Behindertenrechtskonvention einen wichtigen Impuls gesetzt, es sei aber trotz alledem viel zu wenig für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Deutschland und auch weltweit geschehen. Auf dem regulären 1. Arbeitsmarkt seien die Chancen der 7,6 Millionen Schwerbehinderten in Deutschland zu gering. Zu viele Firmen kauften sich von der gesetzlichen Verpflichtung, mindestens 5 Prozent ihrer Arbeitsplätze für Schwerbehinderte zur Verfügung zu stellen, frei.
Prof. Dr. Kronauer aus Berlin war in seinem als wegweisend zu bezeichnenden Referat zur "Erwerbsarbeit zwischen Inklusion und Exklusion" als einziger auf den Zusammenhang des kapitalistischen Wirtschaftssystems, was Konkurenz und Profitmaximierung mit sich bringt, und den universellen Menschenrechten in Bezug auf das nichtvorhandene Recht auf Arbeit in eindrucksvoller Weise eingegangen. In seinem Referat argumentiert er, dass die "Inklusion" von Menschen mit Behinderungen durch Erwerbsarbeit nicht als "Sonderproblem" angegangen werden kann, sondern nur im Rahmen von Auseinandersetzungen mit dem gesellschaftspolitischen Problem der Exklusion durch Erwerbsarbeit.
Der US-amerikanische Prof. Dr. Jerome Bickenbach ging in seinem Referat auf das ICF-Konzept (internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit der WHO) mit dem Leitsatz ein: Behinderung ist das Ergebnis des Zusammenspiels des Gesundheitszustands eines Menschen und der physischen, von Menschen geschaffenen, sozialen und politischen Umwelt. "Auf meine Nachfrage an die Bundesgeschäftsführerin der BAG WfbM Völker, ob sie einen Zusammenhang zwischen der rasanten Zunahme an Plätzen in Werkstätten für behinderte Menschen und der Einführung der Hartz IV-Gesetzgebung in Deutschland sehe, gab es als Antwort den Hinweis, es sei ihr nicht bekannt. Die zweite Nachfrage nach der Durchlässigkeit von nur 1 Prozent der Menschen mit Behinderungen aus der Werkstatt für behinderte Menschen in den regulären 1. Arbeitsmarkt - trotz hoher Subventionen und gesetzlicher Vorgabe nicht erreicht - wurde von Frau Völker bestätigt und bedauert", berichtet Uwe Wypior.
Kulturelles high-light der Tagung war der Auftritt des Inklusionsbotschafters und Rappers Graf Fidi, der in seinen deutschsprachigen Rap-Songs wie "mitten im Leben" und "das mach ich mit links" aus Sicht eines Betroffenen den Nerv traf. (www.graffidi.de)
Abschließend weist Uwe Wypior darauf hin, dass das Bildungswerk ver.di, Region Osnabrück und die offene AG "Arbeitsmarkt ohne Barrieren" des ver.di Ortsverbands Artland für den am 24. März ab 14.00 Uhr zu ihrer ersten Tagung in den Hans-Böckler-Raum des Osnabrücker Gewerkschaftshauses, August-Bebel-Platz 1, in 49074 Osnabrück einlädt