Dresden: Der Film "Alles ausser gewöhnlich" ist nach Ansicht des Inklusionsbotschafters Birger Höhn ein aussergewöhnlich guter und gelungener Film zum Thema Autismus. Er hat sich den Film vor kurzem angeschaut und ist begeistert.
Beitrag von Birger Höhn
Der Film "Alles ausser gewöhnlich" thematisiert autistische Jugendliche, die in Frankreich in einem Wohnprojekt unterstützt und assistiert werden. Die in diesem Projekt in verschiedenen Vereinen tätigen Sozialarbeiter sind konsequent an der Seite der autistischen Jugendlichen und unterstützen in allen Lebenslagen. Das Wohnprojekt aber hat seit 15 Jahren keine behördliche Anerkennung, obwohl es immer autistische Jugendliche gibt, die von Kliniken die jungen Leute bekommen, wo ihnen nicht mehr geholfen werden kann. Die Sozialarbeiter haben keine Qualifikation, aber das Herz am rechten Fleck, was mindestens ebenso wichtig ist.
Der Film thematisiert nebenher auch den Kampf von Eltern mit Behörden und Sozialsystemen. Der Film ist auch in Deutschland so nah an der Realität von vielen autistischen Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, dass mir beim Anschauen mehrfach Emotionsschauer über den Rücken gelaufen und Tränen geflossen sind. Einige im Film dargestellte Situationen habe ich so oder ähnlich in meinem eigenen Leben erlebt.
Die Sozialarbeiter des Teams arbeiten mit ihren betreuten jungen autistischen Menschen und nicht gegen sie. Sie machen keine Sozialtrainings, die leider in Deutschland in vielen Autismuszentren, die zum Teil mit dem Bundesverband Autismus Deutschland eng verbunden sind, angeboten werden. Der Film zeigt, dass diese Sozialträinings eigentlich überholt sind, und es viel sinnvoller ist, in den Situationen selbst präsent zu sein, und dem jeweiligen Umfeld zu zeigen, dass ein solches Verhalten gerade zu Autismus dazugehört. Dieses Verhalten also dem Umfeld zu erklären.
In dem Film werden Bezugspersonen gezeigt, wie ich sie mir – nicht nur, aber auch für autistische Klienten in Deutschland wünschen würde: Diese begleiten die jungen Leute eben nicht nur sensibel und deren Angehörige, sondern treten auch vor staatlichen Stellen – wie zum Beispiel Polizei, Gesundheits- und Sozialämter, Regierungsstellen – eindeutig auf und vertreten konsequent ihre Position und die Hilfe der von ihnen assistierten autistischen Jugendlichen. Ein ebenso aufwühlender, wie intensiver und emotionaler Film, der den Filmemachern von "Ziemlich beste Freunde" mit einem kleinen Schuss Humor zu Autismus gelungen ist.
Ich wünsche mir für 2020, dass dieser Film in Deutschland Ausgangspunkt zahlreicher Veranstaltungen wird, mit dem Thema wie skandalös leider auch in Deutschland aus menschenrechtlicher Perspektive mit autistischen Menschen umgegangen wird.
Also: Prädikat: Besonders sehens- und empfehlenswert!!!
Hier der Link zur Filmwebseite. Da kann auch nachgelesen werden, in welchen Kinos der Film in Deutschland zur Zeit läuft: