Ana Šmidt kämpft für gute Bedingungen für hörbehinderte Studierende
Mein Name ist Ana šmidt, ich bin 27 Jahre alt und wohne in Bochum, Nordrhein-Westfalen. Geboren wurde ich in Osijek, Kroatien, aber aufgewachsen bin ich in Deutschland. Als ich jünger als drei Jahre alt war, wurde mir eine an der Taubheit grenzende Schwerhörigkeit festgestellt. So stand es für meine Mutter fest, dass ich in Deutschland eine bessere Förderung bekommen soll. Mir wurde von Kindesbeinen an klar, dass der kommunikative Austausch enorm wichtig für jedermann/-frau ist. Dennoch sind Menschen mit einer Hörbehinderung in hohem Maße davon ausgeschlossen – von der Informationsquelle, -materialien, -mitteln und ganz besonders in sozialen Situationen "unter Hörenden".
Sie denken, dass ein Weg aus der Sonderschule bis zum Studium als Erfolg genügt? Schauen Sie genauer hin!
Wo sind die Barrieren?
Leider ist es für uns hörbehinderten, junge Menschen eine große Herausforderung das Studium aufzunehmen. Anders als an einer Schule für Hörbehinderte sind die Hochschulen und Universitäten häufig überfüllt, akustisch inakzeptabel und vom Sprachtempo her, den Anwesenden ganz schwer zu folgen. Da eine Hörbehinderung nicht sichtbar wie eine Seh- oder Gehbehinderung ist, haben wir oft mit vielen Missverständnissen und Vorurteilen zu kämpfen. Zusätzlich zu unserer Hörbehinderung kommt es zu Auffälligkeiten im Sprachgebrauch. Wir verwenden manchmal Sätze, die man so nicht formuliert oder haben eine Schreibschwäche, die dem akademischen Niveau nicht gerecht wird. Oft sind einige von uns die einzige "Behinderte" im jeweiligen Fachbereich und sind somit allein unter den hörenden Kommilitonen auf sich gestellt, den Unialltag zu bewältigen. Nicht immer bekommt man einen Schriftsprach- oder Gebärdensprachdolmetscher zur Verfügung gestellt oder gar bezahlt. Nicht immer haben wir die Information, ob die eine oder andere Hochschule/Universität den nötigen technischen Schnickschnack hat. Damit der Einsatz eines Induktionsgeräts möglich ist oder ein gutes, stabiles WLAN vorhanden ist, um VerbaVoice in Anspruch nehmen zu können.
Was sind meine/unsere Ziele und Wünsche?
Durch die Gründung einer Interessengemeinschaft Sign soll mehr Austausch, Networking und Empowerment unter hörbehinderten Studierenden ermöglicht werden. Das Leben unter "Hörenden" führt uns immer wieder vor Augen, wie Bildung qualitativ unterschiedlich gelehrt wird. Zwar steigt die Zahl der hörbehinderten Studierenden an, aber der Bedarf an inklusiven Hilfsmitteln wird auch immer größer und nach dem heutigen Standard werden selbst die jetzigen Mittel unserem Bedarf nicht gerecht. Die Schriftsprach- und Gebärdensprachdolmetscher haben nicht den fachlichen Standards, um an einer Hochschule/Universität professionell zu dolmetschen. Um dem Bild einer "einsamen, hinterherhinkenden tauben Nuss" entgegen zu wirken, wollen wir als eine Gruppe von Interessenten durch verschiedene Aktionen selbstbewusst werden und von sich aus Aufklärung in den Vordergrund stellen und dadurch die Hemmschwelle gegen Hörbehinderte zu senken, den passenden Umgang mit uns zeigen und mehr Aufklärungsarbeit durch Networking betreiben. Es ist nicht im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention, dass hörbehinderte Studenten aufgrund der mangelnden Unterstützung seitens der Universität oder der Kostenträger (z.B. LWL) Schwierigkeiten bekommen oder gar an ihrem Studium scheitern, obwohl es nicht an ihrer Herkunft, an ihrer fachlichen Kompetenz oder an ihrer Behinderung liegt. Als Inklusionsbotschafterin setze ich mich für mehr Aufklärung über unsere Kommunikationsmittel ein und wünsche mir mehr Kampf, um die gesetzliche Garantie für unsere Kommunikationsmittel sicher zu stellen.
"Blindheit trennt von den Dingen, Taubheit von den Menschen." Helen Keller
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