Berliner Kellerkinder erinnerten partizipativ Brandenburg
Berlin (kobinet) Die Kellerkinder sind eine Gruppe von Menschen, die aufgrund ihrer Lebenserfahrungen seelische Hindernisse (andere nennen es psychische Erkrankung) in ihrem Leben zu bewältigen haben. Sie haben sich in Berlin in einem Verein zusammengeschlossen (Kellerkinder e.V.), um ihre Interessen gegenüber der Gesellschaft zu vertreten. Vor einer Woche waren sie in Brandenburg und haben ihr Zelt vor der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde aufgebaut. Der Inklusionsbotschafter Thomas Künnecke berichtet heute über die Aktion für kobinet.
Partizipativ Erinnern!
Von Thomas Künneke, Kellerkinder e.V.
Wir Kellerkinder waren 3 Tage mit unserem großen Zelt vor der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel. Wir sind zusammen mit andern Menschen mit und ohne Behinderung diesem Ort mit Foto- und Filmkamera begegnet. Es entstanden eine Fotoausstellung und ein kleiner Filmtrailer.
Und den Filmtrailer könnt Ihr hier sehen; https://youtu.be/jM2POhfSLhs
Am dritten Tag haben wir den Trailer und die Bilder in einer Abschlussveranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt und eine Podiumsdiskussion durchgeführt. Auf dem Podium saß neben 2 Vertretern von Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen, 2 betroffene Guides mit Behinderung, ein Historiker der Gedenkstätte, auch der neue Bundesbeauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Jürgen Dusel. Herr Dusel ermutigte uns, durch unser Engagement dieses Thema weiter zu verfolgen. Es hat uns beeindruckt, wie wichtig ihm in der Diskussion die Belange von Menschen mit Behinderungen sind.
Aber besonders hervorzuheben ist das Engagement der Guides mit Behinderungen, die in der Gedenkstätte Führungen anbieten. Ich habe alle 6 Gedenkstätten der Opfer der Euthanasie-Morde in Deutschland und Österreich besucht, aber eine solche von Gefühl geprägte Führung habe ich noch nie erlebt. Ich habe die „Geschichte“ gefühlt. Die Guides aus Brandenburg beweisen, wie wichtig es ist, dass sich Menschen mit Behinderungen an der Gedenkkultur beteiligen. Diese Beteiligung steht auch für eine offene vielfältige Gesellschaft, die sich gegen Ausgrenzung und Stigmatisierung wehrt.