Halle: Die Inklusionsbotschafterin Jennifer Sonntag aus Halle hat bei den kobinet-nachrichten angefragt, ob es die Möglichkeit für eine symbolische Gedenkminute bei den kobinet-nachrichten für die gestrigen Gewalttaten im Raum Halle gibt. Diesem Ansinnen kommt die kobinet-Redaktion gerne nach und veröffentlicht die im folgenden die Gedanken, die Jennifer Sonntag gestern kurz nach der schrecklichen Tat aus Halle geschickt hat.
Gedanken von Jennifer Sonntag
Ein paar Minuten Gehweg von meiner Wohnung entfernt wurden heute zwei Menschen erschossen. Ich muss etwas schreiben, weil Texte schon immer die Tränen waren, die ich nicht weinen kann. Über mir kreisen Hubschrauber, Sirenen in meinen Ohren, eine Kolonne Mannschaftswagen vor unserer Haustür, in meinen Gedanken unendlich viel Mitgefühl für die Familien der Opfer, so viel Trauer um die Unschuldigen.
Gestern erst bin ich diesen Weg gegangen, unbefangen, dabei bin ich ein Mensch, der nie wirklich naiv sein kann. Zu bewusst ist mir, was alles passieren kann. Aber immer dachte ich, es ist der Straßenverkehr, vor dem ich Angst haben muss, wenn ich mich mit meinem Hund als Blinde allein in die Welt begebe. Augenlicht nützt nichts, wenn man auf offener Straße erschossen wird, aber ich spüre eine neue Angst, einen neuen Kontrollverlust, ein widerliches Gefühl, was nicht mehr abstrakt ist. Angst ist nicht immer ein guter Berater, sie bringt mitunter furchtbare Früchte hervor. Deshalb werden wir heute Abend wieder raus gehen, raus in den Regen, weil es hilft, wenn sich der Himmel für uns ausheult…