Sibylle Brandt ist selbst aktiv und gestaltet die Politik
Mein Name ist Sibylle Brandt, ich bin 57 Jahre jung, verheiratet und wohne in Veitshöchheim bei Würzburg. Ich war Marketingkauffrau bis mir die Diagnose „Makulardystrophie“ einen Strich unter meine Existenz zog. Im BFW Würzburg habe ich 1998 – 2000 zur Verwaltungsfachangestellten VfA-K umgeschult und war danach in der Pressestelle der Bezirksregierung von Unterfranken / Bayern tätig. Leider konnte ich nicht übernommen werden, weil mir, als ehemals Selbstständiger, keine Leistungen von der Agentur für Arbeit zustanden und das Arbeitsamt deshalb seine Zustimmung zur Finanzierung einer ABM Stelle verwehrt hat. Zusätzliches Asthma und eine schwere Fibromyalgie haben mir 2004 die Erwerbsminderungsrente beschert.
Seit 17 Jahren bin ich jetzt gesetzlich blind. Meine Erfahrungen in diesen Jahren haben mich vor einigen Jahren dazu bewogen im Netzwerk Selbst Aktiv der SPD in Bayern aktiv mitzuarbeiten. Zusammen mit meinem „Entdecker“ Klaus-Peter Böhmländer habe ich 2012 die Arbeitsgemeinschaft Selbst Aktiv Bayern gegründet und bin seitdem deren Landesvorsitzende.
Ich setze mich für die Rechte und Pflichten der Menschen mit Behinderungen ein. Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ist dabei meine maßgebliche Grundlage. Und ich möchte auch weiterhin meinen Teil zu deren Umsetzung in Deutschland leisten. Die Erfahrungen, die ich durch meine eigenen Beeinträchtigungen täglich mache, beweisen mir, dass noch sehr viel Arbeit vor uns liegt, zeigen aber auch, dass sich diese Arbeit lohnt und unsere Gesellschaft langsam Fortschritte macht. Das Bewusstsein in Politik und Gesellschaft verändert sich langsam. Unsere Themen werden durch die Politik in Bund und auf Landesebene aufgegriffen und es gibt erste Ansätze zur Umsetzung, wie zum Beispiel beim Thema „Barrierefreiheit“ im konservativen Bayern.
Meine Hobbys sind selbst aktive Politik, mein Blindenführhund und alles was das Leben erst lebenswert macht. Mein Interesse gilt vor allem den Bereichen Arbeit, Habilitation und Rehabilitation sowie einer gerechten Teilhabe. Ich sehe Inklusion als große Chance für einen gerechten und inklusiven Arbeitsmarkt und eine demokratische Gesellschaft.
Deshalb haben alle meine Projekte mit diesen Themen zu tun. Besonders wichtig sind mir u.a. die Schaffung neuer Berufsbilder und die Anpassung der vorhandenen Berufsbilder an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen. Dazu gehören die Schaffung eines „Budget für Schule“ und eine gerechte Berufsschule ebenso wie alle Arten und Formen der dazu benötigten Assistenzen und Hilfsmittel. In Zusammenarbeit mit einer Stiftung setze ich mich für die Gründung einer Integrationsfirma für hochbegabte psychisch Kranke und BFW-Absolventen zum betreuten Übergang in den ersten Arbeitsmarkt ein.
Die Anerkennung und Aufnahme aller Assistenzhunde in den Hilfsmittelkatalog der Krankenkassen ist mir auch ein besonderes Anliegen. Aber ebenso wichtig ist die Schaffung eines bundeseinheitlichen Assistenzhundesgesetzes, das die Ausbildung der Hunde, die Eignung und Qualifizierung der Ausbilder, der Gespannprüfer, der Krankenkassen-Mitarbeiter und der Menschen mit Behinderung regelt. Auch die Einführung eines regelmäßigen Controllings für alle Beteiligten muss hierin enthalten sein.
Und ich setze mich für gerechte, für alle Menschen mit Beeinträchtigungen gleichermaße geltende Regelungen zur Teilhabe ein. Inklusion ist ein Generationen übergreifendes Projekt und wir haben noch viel zu tun. Deshalb halte ich es mit Willy Brandt: „Lieber kleine Schritte, als große Sprüche“ und „das demokratische Bewusstsein der Bürger gedeiht nur in einer Gesellschaft, in der freie Selbstverantwortung und gesellschaftliche Verpflichtung in allen relevanten Bereichen gelten.“
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!