Wolfgang Biermanski bringt Menschen in Bewegung

Porträt Wolfgang Biermanski (c) ISLMein Name ist Wolfgang Biermanski, geboren 1972 und von Geburt an blind. Als Jugendlicher habe ich zudem 90 Prozent meines Gehörs verloren. Seit 1993 engagiere ich mich für die Christoffel-Blindenmission (CBM) und habe bei zahlreichen Spendenaktionen mehr als 108.000 Euro gesammelt. Mit diesem Geld wurde in mehreren Projekten der CBM in Afrika und Nepal 3.615 Menschen das Augenlicht in Form einer Grauen-Star-Operation wiedergegeben.

Wie lebt man, wie überlebt man, wenn man nicht sehen und nur ganz schlecht hören kann?

Ich habe unter Kontaktarmut gelitten, bin in ein tiefes Loch abgerutscht. Eigentlich wollte ich nicht mehr da sein. Zur rechten Zeit riet mir eine Therapeutin, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen. So landete ich in einem Kreis für Menschen mit Angst- und Panikattacken. Als der alljährliche Ausflug anstand, hieß es wie selbstverständlich: "Klar nehmen wir dich mit, du gehörst doch zu uns.“ Meine Sorgen waren unbegründet. Von da an war ich geheilt. Die Selbsthilfe hat mir damals das Leben gerettet.

"Aber es muss doch etwas Passenderes geben für Leute wie mich", dachte ich oft. 2012 gründete ich das Wohlfühl-Netzwerk in Herne. Als Anlaufstelle für Leute jeden Alters mit und ohne Behinderung, die sich einsam fühlen und mehr unternehmen wollen. Einmal im Monat leite ich den Wohlfühl-Treff, dazu kommen gemeinsame Spaziergänge, Ausflüge, politische Vorträge, die ich organisiere. Selbsthilfe ist mehr, als sich bei Kaffee und Kuchen auszutauschen. Es geht darum, interessante Kontakte zu ermöglichen. Leute aus der Reserve zu holen und in Bewegung zu bringen. Die rund 30 Mitglieder verabreden sich über die festen Treffen hinaus, bilden Fahrgemeinschaften, helfen sich beim Umzug, finden Gleichgesinnte für Hobbys. Das Engagement gibt meinem Leben einen Sinn.

Aktiv sein, das Haus zu verlassen, bleibt für mich trotz Unterstützung durch Taubblinden-Assistenz enorm anspruchsvoll. Die Augen und Ohren sind schließlich die Sinne, über die man mit der Welt Kontakt aufnimmt. Wenn ein Auto vorbeifährt, spüre ich nur den Luftzug. Besonders schwierig wird es auch mit Hörgerät, wenn die Geräuschkulisse ringsherum lauter wird. Aber auch in dieser Lebenssituation kann man teilhaben, das beweist ich auch als Inklusionsbotschafter immer wieder neu. Unter meinem Vorsitz entsteht in meiner Partei, der SPD, gerade eine Arbeitsgemeinschaft, die Menschen mit Behinderung eine politische Stimme geben will. Damit nicht weiter ohne uns über uns entschieden wird.

 

Dieser Text wurde ursprünglich von Ulrike Wahl in Zusammenarbeit mit Wolfgang Biermanski für „Das Leben ein bisschen besser machen“ (Broschüre der Ehrenamt-Agentur Herne) geschrieben.

Hier der Link zu seiner selbst verfassten Geschichte

 

Kontakt 

Wolfgang Biermanski
 
Beien-Weg 21 (bitte unbedingt auf den Bindestrich achten)
44623 Herne

02323 - 29 08 11 2

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www.wohlfuehl-netzwerk.de