Berlin/Regensburg, 27. Juni 2024. Seit 2017 führt ISL e.V. Job-Speed-Datings für Menschen mit Behinderungen durch. Ein Argument, welches teilnehmende Betriebe, Vereine, Firmen und Behörden immer wieder genannt haben: „Wir würden gerne Menschen mit Behinderungen ausbilden oder anstellen, finden aber keine.“ Es war besonders jenes Argument, das wir durch unsere Veranstaltungen widerlegen konnten. Nun gibt es wieder eine Chance – neben den regionalen Job-Speed-Datings in Regensburg im Mai 2024 und in Stuttgart am 17.10.2024 gibt es diesmal die Chance für Arbeitgeber und Ausbilder aus dem Raum Regensburg, einen engagierten Menschen mit Behinderungen einzustellen. Gesucht wird vorzugsweise ein Ausbildungsplatz im Bereich Bürokommunikation, IT und Verwaltung für Florian Greß (29). Er kann neben dem Mittleren Schulabschluss einschließlich Büroleistungskurs diverse erfolgreiche Praktika in Landratsämtern, Zeitungen und Stadtverwaltungen vorweisen. Auch das im Jahr 2020 eingeführte Budget für Ausbildung nach §61a SGB IX kommt für ihn infrage. Florian Greß hat bereits 2022 beim Regensburger Job-Speed-Dating vom Mitgliedsverein Phoenix e.V. teilgenommen. Damals hatte er sogar einen Ausbildungsplatz in Aussicht, aber seine Erfahrungen in der Vergangenheit in Bezug auf einen Ausbildungsplatz oder Job fasst er so zusammen: „Betriebe des ersten Arbeitsmarktes waren meistens bereit, mir ein unbezahltes Praktikum anzubieten, aber sobald es dann um eine Weiterbeschäftigung oder gar um einen Ausbildungsplatz ging, fühlten sich viele nicht mehr zuständig. Ich habe sehr viele Gründe gehört in den letzten Jahren, warum es nun doch nicht möglich ist. Ich wollte aber nie in eine Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) oder in ein Berufsbildungswerk (BBW).“

Der Artikel 27 der UN-Behindertenrechtskonvention statuiert das Recht auf Arbeit und Ausbildung. Auch Florian Greß kennt mittlerweile viele seiner Rechte, dafür hat er sich die Unterstützung von Selbstvertretungsorganisationen in Sachen Beratung und Bewerbungstipps eingeholt. Er sieht aber auch ein großes Problem für Menschen mit Behinderungen: „Selbst, wenn ich alle meine Rechte kenne, weiß ich trotzdem aus der Praxis, dass viele meiner – unserer – Rechte nicht umgesetzt werden. Man darf sich aber nicht unterkriegen lassen und muss versuchen, sein Recht durchzusetzen.“ Eines dieser Rechte ist eine innerbetriebliche Ausbildung. Florian Greß betont: „Mir ist es sehr wichtig, in einem Betrieb des allgemeinen Arbeitsmarktes tätig zu sein. Dieselben Aufgaben zu bekommen wie jeder ohne Behinderung auch und am Arbeitsleben ‚normal‘ teilhaben zu können. Wenn ich meine Bedarfe nenne, kann man nach den angemessenen Vorkehrungen schauen, also z.B. meine Arbeitsassistenz, die ich sogar mitbringe, oder eine Spracherkennung, damit ich schneller schreiben und E-Mails aufsetzen kann.“

Maria-Victoria Trümper von der ISL, die das Job-Speed-Dating-Format seit 2017 begleitet und organisiert hat, hält fest: „Alle Bewerber*innen, und darunter auch besonders Florian Greß, haben sich durch Engagement, Kreativität, Durchhaltevermögen und vielfältige Qualifikationen ausgezeichnet – das muss nur (endlich) von Ausbildungsbetrieben und Arbeitgebern gesehen werden.“

Bleibt nur noch die Frage, wann es losgehen kann: „Sobald die Finanzierung meiner Arbeitsassistenz geklärt ist, könnte ich anfangen. Das dürfte auch nicht das große Problem sein, denn ich lebe schon seit 2017 mit dauerhafter Assistenz selbstbestimmt in meiner eigenen Wohnung – ich weiß also, wie es geht.“

Wer jetzt Florian Greß unbedingt kennenlernen möchte und ihm das bieten kann, was er sucht, der kann sich bei ihm selbst melden unter: florian-gress@web.de

Außerdem gibt es ein YouTube-Bewerbungsvideo auf dem ISL-Kanal, in welchem man sich einen lebendigen Eindruck von Florian Greß und seiner Tatkraft machen kann:

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